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"Schüler:innen und Eltern sollen sich aufgehoben fühlen"

Als "Herz" der Schule prägte Ziffa Gladig als Mitarbeitende in der Verwaltung 12 Jahre lang unser Gymnasium und trug dazu bei, dass unsere Wertvorstellungen keine leeren Versprechen sind. Im Interview mit Lukas Krejčí spricht Ziffa Gladig über ihre spannenden und lehrreichen Jahre am Friedberg und ihre Pläne für die Pension.

Lukas Krejčí: Wann hast du deine Liebe zu Ziffern und Zahlen entdeckt? 

Ziffa Gladig: Schwierig, das weiss ich nicht mehr so genau, da bin ich einfach "reingewachsen". 

  

Lukas Krejčí: Aber dein Name, Ziffa, hatte damit doch nichts zu tun? 

Ziffa Gladig: Nein sicher nicht... Übrigens habe ich bis heute noch nicht herausgefunden, woher mein Name wirklich stammt. 

  

Lukas Krejčí: Du verbrachtest die letzten zwölf Jahre deines Arbeitslebens auf dem Friedberg. Was hat dich zu uns geführt? 

Ziffa Gladig: Ich kam per Zufall an den Friedberg - durch eine Freundin. Diese war damals zuständig für das Schulsekretariat. Sie war sehr überlastet und deshalb wurde eine Unterstützung gesucht. Ich habe mit einem Pensum von 20% begonnen, mit der Aussicht, das Pensum mit der Zeit zu erhöhen. Dazu kam es jedoch nicht, und deshalb habe ich nach ein paar Monaten wieder gekündigt, da mir das Pensum von 20% zu wenig war. Kurze Zeit später hat mich damalige Stiftungsratspräsident wieder kontaktiert und mir die Führung des Finanzwesens (Buchhaltung und Löhne) angeboten, da der damalige Verwalter gekündigt hatte. Ich hatte zwar noch nie ganz selbständig eine Buchhaltung mit Jahresabschluss geführt, jedoch hat mich der Stiftungsrat sehr unterstützt. Das waren die ausschlaggebenden Gründe, dass ich diese Herausforderung wahrgenommen habe. 

  

Lukas Krejčí: Du hast vorher nicht nur an Schulen gearbeitet. Deine Karriere startetest du in einem Hotel. 

Ziffa Gladig: Das stimmt, ich habe meine KV-Lehre in einer Verwaltung von Hotels und Restaurants in der ganzen Schweiz gemacht. Zuletzt habe ich in der Personalabteilung eines grossen 4-Sterne-Hotels in der Stadt Zürich gearbeitet. 

 

Lukas Krejčí: Was waren die grössten Unterschiede zur Arbeit an einem Gymnasium? 

Ziffa Gladig: Die grössten Unterschiede finden sich vor allem in den Arbeitszeiten - im Hotel unregelmässig, manchmal bis um Mitternacht, viel längere Arbeitszeiten, Wochenenddienste. Im Gastgewerbe ist man sehr aufeinander angewiesen, es geht nichts ohne den anderen, das hat mich immer sehr fasziniert.

 

Lukas Krejčí: Gibt es auch Gemeinsamkeiten?   

Ziffa Gladig: Die Gemeinsamkeit zeigt sich in der Lebendigkeit. Auch bei der Arbeit im Friedbergbüro ist kein Tag wie der andere. Die vielen Kontakte mit Schülerinnen und Schülern, mit Lehrpersonen sowie mit Eltern machten die Arbeit abwechslungsreich und spannend. 

  

Lukas Krejčí: Was waren deine persönlichen Herausforderungen am Friedberg? 

Ziffa Gladig: Zu Beginn war es natürlich meine neue Aufgabe, zuständig für die ganze Buchhaltung mit Jahresabschluss zu sein. Auch wenn ich vorher schon kleinere Buchhaltungen verwaltete, war das für mich die grösste Herausforderung. In den 12 Jahren, in denen ich am Friedberg war, hat sich sehr, sehr vieles verändert. Auch das hat mich immer wieder herausgefordert, war aber auch spannend und lehrreich. 

  

Lukas Krejčí: Kein 08/15-Job? 

Ziffa Gladig: Absolut nicht, das hätte ich aber auch nie gewollt. Manchmal ist das anstrengend, aber für mich war es genau das Richtige. 

  

Lukas Krejčí: Am Friedberg finden sich die verschiedensten Menschentypen… 

Ziffa Gladig: Das stimmt, die Menschen sind sehr unterschiedlich, aber das ist es gerade, was mich fasziniert. Die verschiedenen Charaktere, die verschiedenen Sichtweisen, die verschiedenen Standpunkte erweitern den Horizont, machen nachdenklich, machen aber auch Mut.

  

Lukas Krejčí: Wie du vorhin erwähntest, haben sich deine Aufgaben in den über zwölf Jahren am Friedberg auch gewandelt… Was waren deine persönlichen Errungenschaften? 

Ziffa Gladig: Ich habe immer versucht, eine "Zwischenstation" zwischen Eltern und Schule zu sein, versucht so gut es eben ging, die verschiedenen Situationen der Eltern ernst zu nehmen und sie zu betreuen. Die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern sollen sich aufgehoben fühlen. Das war mir immer sehr wichtig und dafür habe ich mich immer sehr eingesetzt.  

  

Lukas Krejčí: Welches war die strengste Zeit des Schuljahres für dich? 

Ziffa Gladig: Während des Jahresabschlusses, d.h. jeweils von Dezember bis ca. April. 

    

Lukas Krejčí: Was macht den Friedberg heute aus? 

Ziffa Gladig: Für mich sind es die Werte, das Familiäre, die Nähe zu den Schülerinnen und Schülern, die persönlichen Kontakte zu den Eltern. 

  

Lukas Krejčí: Was war das schönste Erlebnis am Friedberg für dich? 

Ziffa Gladig: Es gibt kein einzelnes Erlebnis. Die schönste Zeit war für mich immer die Maturazeit - zu sehen, wie die Augen strahlten beim Bestehen der Maturaprüfungen und die anschliessende Feier, die stolzen Eltern, das war jedes Mal wunderbar. Vor allem bei Schülerinnen oder Schülern, die einen "steinigeren" Weg bis zum Erfolg hatten.  

  

Lukas Krejčí: Und das Schlimmste? 

Ziffa Gladig: Das möchte ich gar nicht erwähnen... 

  

Lukas Krejčí: Die Zahlen müssen stimmen. Bist du eine „Tüpflischiisserin“? 

Ziffa Gladig: Sicher, das bin ich, dass muss man – meines Erachtens – auch sein, denn der Jahresabschluss und die Löhne müssen stimmen! 

  

Lukas Krejčí: Beim Aquarellieren führst du den Pinsel locker und trägst die Farbe in grossen Strichen auf. Steht das nicht im Widerspruch zu deiner peniblen Arbeit als Buchhalterin? 

Ziffa Gladig: Für mich nicht. Mein Job war so "kopflastig", dass für mich die Arbeit mit den "Händen" immer wichtig war und auch immer noch ist. Ich kann mich dabei tief entspannen und bei mir bleiben, das hat mir bei "turbulenten" Zeiten immer geholfen. 

 

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Lukas Krejčí: Du gehst nun in Pension. Wird dir nicht langweilig werden? 

Ziffa Gladig: Langweilig wird es mir sicher nicht. Ich habe ganz viele Hobbys, ausserdem werde ich bald Oma, darauf freue ich mich riesig!  

  

Lukas Krejčí: Was wirst du vermissen? 

Ziffa Gladig: Die jungen Menschen, die haben mir immer sehr gut getan. Die vielen guten Gespräche mit Lehrpersonen und Mitarbeitenden. Den einen oder anderen Kontakt werde ich aber bestimmt behalten. Da braucht es halt mehr "Pflege", da man sich nicht mehr täglich sieht.

  

Lukas Krejčí: Gibt es sonst noch etwas, was du sagen möchtest? 

Ziffa Gladig: Ich möchte mich bei allen nochmals ganz herzlich für die wunderbare Zeit am Friedberg bedanken. 

  

Lukas Krejčí: Und was wünschst du dem Friedberg? 

Ziffa Gladig: Die letzten Jahre waren für den Friedberg in vielerlei Hinsicht "unruhig". Ich wünsche deshalb mehr Ruhe und Beständigkeit und natürlich ganz viele neue Schülerinnen und Schüler. 

  

Lukas Krejčí: Vielen Dank für deine aufopfernde Arbeit und alles Gute!